Vor Herbert stand jedoch erst noch ein anderer Deutschrocker der 80er. Aber lange hatte ich überlegt, ob ich mein bereits
bezahltes Ticket für die Guano Apes tatsächlich verfallen lasse um stattdessen direkt das nächste Stadtfest zu besuchen.
Vor dem Hauptact gab es dabei zuvor einerseits das Schönbecker Jugendblasorchester (netter Mix aus klassischer Blasmusik,
Filmmusik, NDW und als emotionale Zugabe das Steigerlied) sowie die WDR4-Band (die aber deutlich mehr bot als erwartet mit tollen Interpretationen von Tom Jones, Elton John, Elvis und Amy
Winehouse ... Natürlich nicht so gut wie das Original, aber die stimmfarben passten erstaunlich gut) zu erleben.
Das konnte aber nur leichtes Aufwärmen für den Hauptact Heinz-Rudolf Kunze sein, dessen aktuelle Tour ich im übrigen
andernfalls verpasst hätte.
Allerdings muss man das Konzert in zwiespältig betrachten: Die im vorherigen Eintrag geäußerten bedenken zwecks Stimmung auf
einem Stadtfest-Konzert sollten nämlich leider am heutigen Tage größtenteils bestätigt werden. Beispielhaft erwähnt sei der ältere Herr neben mir in Reihe 1, der bis auf kleinen Applaus bei der
Vorstellung des Gitarristen keinerlei Regung zeigte. Zumindest im Zugabenblock wurde es dann aber etwas stimmungsvoller. Wirklich gut und in Erinnerung bleiben kann ein Konzert aber nur, wenn
diese besondere Harmonie herrscht zwischen Bühne und Publikum und das war leider nicht gegeben.
Dabei haben Heinz und insbesondere seine Verstärkung viel gegeben und eigentlich einen sehr guten Auftritt hingelegt. Ich
selbst hatte Kunze zuletzt ja meist solo erlebt, sodass ich durchaus mit Spannung in den Abend gegangen war.
Von der Setlist her konnte man überrascht sein, dass der ein oder andere Hit komplett fehlte. Da meine absoluten Favoriten
"Aller Herren Länder", "Meine eigenen Wege" und "Lola" allesamt dabei waren, konnte ich dies aber durchaus akzeptieren, zumal stattdessen erneut überraschend einige persönliche Live-Premieren
stattfanden (z.B. von "Kadaverstern" oder den sehr hörenswerten "Nachts um halb drei" und "Kampfzone Mitte").
Letztere zwei wussten insbesondere durch die instrumentale Darbietung mit sehr feinen Drum- und Gitarrenparts zu überzeugen,
was im übrigen auch manch alteingesessenen Stück (abermals sei "Lola" exemplarisch genannt) eine tolle neue Note gab.
Zumindest von der Qualität des Konzertes selbst gab es also gar nichts zu meckern, wie gut alternativ die Guano Apes in
Münster ablieferten bleibt halt Spekulatius.